Proterobas-Glashütte Archäologische Untersuchung einer Waldglashütte

Vermutungen & Hinweise

Hinweise auf das Vorhandensein einer alten Glashütte im Waldgebiet „Wolfslohe“ gibt es seit langem: Waldarbeiter fanden des Öfteren einzelne schwarze Glasköpfe im Wald, zuletzt beim Bau der Forststraße in den 1960er Jahren. Die Herstellung von Glasknöpfen im Fichtelgebirge lässt sich durch Aufzeichnungen schon seit dem 15. Jahrhundert nachweisen. Auch diese Hütte aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts ist vermutlich dabei erwähnt. Sie stand damals in einem Buchen-Mischwald, danach war das Areal freie Wiese und wurde in den 1930er Jahren wieder aufgeforstet. Es ist auf Karten des 19. Jahrhunderts auch als „Schmelzerwiese“ benannt.


Prospektion des Waldbodens

Eine geomagnetische Prospektion, eine Untersuchung auf Veränderungen der ursprünglichen Bodenbeschaffenheit, ergab im Frühjahr 2004 allerdings ein unklares Bild: das Vorhandensein je eines Ofens oder einer Abfallhalde oberhalb und unterhalb der Forststraße waren auf dem Messbild nur vage zu erkennen. Ausgeprägte Anomalien entlang der Straße, jedoch ohne erkennbare Strukturen und als Folge der Straßenbauarbeiten zu interpretieren, gaben weitere Rätsel auf. Klarheit konnte nur die Archäologie erbringen.

Die Grabung

Eine mehrwöchige Grabung im Sommer 2004 brachte eine Fülle von Ergebnissen zutage. Das zu untersuchende Areal wurde in Quer- und Längsschnitte und Flächen aufgeteilt und danach bis zu 50 cm abgetieft. Der sich ergebende Aushub wurde gesiebt und das reichhaltige Fundmaterial gewaschen.

Im Boden fand sich ein durch Holzkohle verfärbtes Oval von 5 mal 3 Metern. Hierbei könnte es sich um einen Nebenofen handeln. Rot durchgeglühte Granitbrocken stammen vermutlich von der ehemaligen Ofenwandung. Neueste Funde belegen ein gemauertes Fundament – vermutlich das des Hauptofens – direkt am Straßenrand.

In einem anderen Bereich gab es hohe Fundmengen an Teilen der Ofenwandung, Schlacken, Proterobas- und Glasknöpfen, verformten Proterobas-Produkten, grünem Waldglas und Keramikfunden. Dieses Material gelangte nach Aufgabe der Hütte hierher.

Da an archäologisch verwertbaren Spuren lediglich ein Fundament und Verfärbungen im Boden Hinweise auf den Ofen ergaben, kann nur eine vage Vorstellung vom historischen Arbeitsplatz der Knopfmacher vermittelt werden. Möglicherweise stand hier ein runder Ofen, wie ihn Flurl 1792 beschreibt.

Der runde Bau ist von groben Natursteinen begrenzt, auf denen kleinere Steine, in die Höhe aufgemauert, die für solche Öfen typisch kuppelartige Form ergeben haben dürften. In der Mitte befindet sich der Schürkanal, in dem das Brennholz eingeführt wurde. Die in feuerfesten Tongefäßen befindliche, bei 1.200 °C geschmolzene und bei 1.000 bis 800 °C verarbeitbare Proterobas- oder Glasschmelze. Die Schmelze wurde mittels Eisenstangen durch kleine Öffnungen in der Ofenwandung entnommen und zu verschiedenen Gegenständen geformt.

Der kleine Rundbau an diesem historischen Werkplatz ist keine Rekonstruktion des ehemaligen Ofens, sondern lediglich ein Denkmal für das damalige Handwerk an diesem Ort


Zahlreiche Fundstücke

Über 100.000 verschiedene Fundstücke kamen auf der Grabungsfläche zu Tage. Durch die enorme Menge lassen sich Herstellungsverfahren und Produktpalette ermitteln. Gefunden wurden beispielsweise:


Ausstellung im Glasmuseum

Weitere Informationen zur Proterobas-Glashütte, ihrer Ausgrabung und natürlich Original-Fundstücke finden Sie im Industrie- und Glasmuseum Fichtelberg (ehemaliges Brauhaus Lindner, Ortsmitte). Hier gibt es auch viele interessante andere Ausstellungstücke zum Thema „Glas im Fichtelgebirge“ zu sehen. Öffnungszeiten immer sonntags von 11 bis 16:30 Uhr oder auf Anfrage bei der Gemeindeverwaltung Fichtelberg, Telefon 09272-9700.

Textredaktion Naturwissenschaftliche Gesellschaft Bayreuth; Stand: Herbst 2005



Das Projekt wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).
2015 Glas im Fichtelgebirge